„Geh Du voraus“, sagt die Seele zum Körper, „auf mich hört er nicht. Vielleicht hört er auf Dich.“
“Ich werde krank werden, dann wird er Zeit für Dich haben“, sagte der Körper zur Seele.
Ulrich Schaffer
Essstörung
Als Essstörungen werden Störungen des Essverhaltens bezeichnet, die mit
der Aufnahme zu großer oder zu geringer Nahrungsmengen einhergehen.
Beim selben Patienten finden sich häufig beide Extreme.
-Anorexia nervosa (Magersucht)
Bei der Anorexie handelt es sich um selbstverursachtes, deutliches
Untergewicht, verbunden mit der übersteigerten Idee, trotz Untergewicht
zu dick zu sein. Man spricht
hier auch von einer
Körperschemastörung. Der
Begriff Anorexia hat griech.
Ursprung (=orexis= Begierde,
Appetit) und bedeutet
Appetitlosigkeit. Die
Bezeichnung ist irreführend,
da die Patienten und überwiegend Patientinnen sehr wohl großen Appetit
haben können, diesen jedoch rigoros bekämpfen. Der Zusatz nervosa
weist auf seelische Zusammenhänge hin. Bereits im 19. Jahrhundert ist die
Anorexia nervosa häufig aufgetreten, ablesbar z.B. an der von Heinrich
Hoffmann 1845 beschriebene Geschichte des Suppenkaspars. Über 90%
sind Mädchen und junge Frauen betroffen. An einer echten Anorexie
leiden ca. 1% aller Mädchen. Man muss hier ganz deutlich unterscheiden.
Nicht alle Mädchen, die dünn sind, haben eine Magersucht ! Ständiges
Ermahnen im Elternhaus bei Tisch, das Kind solle doch mehr essen und
ein sich dauerndes Sorgen machen sowie starkes Thematisieren bringen
hier kein Stück weiter sondern können die Situation verschlimmern.
Hinzukommen die soziokulturellen Faktoren, unser vorherrschendes
Schönheitsideal. Ein nicht einfaches Gebiet, bei dem man sich unbedingt
rechtzeitig professionelle Hilfe holen sollte.
- Bulimia nervosa
Das Wort Bulimie bedeutet
sinngemäß „Ochsenhunger“ .Der
Zusatz nervosa weist auf seelische
Zusammenhänge hin. Es handelt
sich hier um Essattacken, die
mindestens 2-mal wöchentlich
auftreten , gefolgt von dem Versuch
durch Erbrechen, Abführen oder
andere Maßnahmen einer
Gewichtszunahme entgegenzuwirken. Es besteht eine übersteigerte Angst
davor, zu dick zu werden bzw. zu sein. Eine andere Bezeichnung für die
Störung ist Ess-Brech-Sucht. Auch hier sind überwiegend Mädchen und
junge Frauen betroffen (95%) . Meist besteht bei den an Bulimie
Erkrankten jedoch ein Normalgewicht. Einige sind sogar leicht
übergewichtig.
- Binge Eating Disorder (BED)
Das Wort „Binge“ bedeutet Trinkgelage, sodass Binge Eating auch als
„Sich-mit-Essen Besaufen“ verstanden werden kann. Beim BED kommt es
zu häufig wiederkehrenden Essanfällen , bei denen in kurzer Zeit große
Mengen an Nahrungsmitteln konsumiert bzw. regelrecht verschlungen
werden. Es werden hier keine Maßnahmen durchgeführt, um eine
Gewichtszunahme zu verhindern (Abgrenzung zur Bulimie). Die meisten
Erkrankten haben Übergewicht, z.T. sogar massiv. Ungefähr 2% der
Bevölkerung und 5% aller Übergewichtigen leiden an BED. Ein Drittel der
Betroffenen sind Männer. Die Störung hat einen starken Bezug zu
Suchterkrankungen. Diäten sind hier i.d.R. erfolglos und damit sehr
fraglich, denn sie verstärken hier eher die Störung. Die Erkrankten
benötigen proffesionelle Unterstützung. Bei einer Therapie arbeitet man
ursachenbezogen und am Verhalten des Patienten:
•
Analyse und Veränderung von Essgewohnheiten
•
Einübung neuer Problemlösetechniken
•
Erlernen von Bewältigungsstrategien für stressauslösende
Situationen.